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Wie bioverfügbar ist CoenzymQ10 / Ubichinon / Ubichinol in Mitochondrien

Mitochondrien sind Organelle in den Zellen, die im Menschen alle benötigte Energie bereitstellen.*1) Hierzu benötigen die Mitochondrien eine Reihe von essentiellen Stoffen, darunter die B-Vitamine, Eisen, Magnesium, Schwefel und Kupfer. Eine wichtige Rolle dabei spielt das CoenzymQ10 (CoQ10 oder Ubichinol). 

Da CoQ10 mit dem Lebensalter in den Organen stark nachlässt *2) und weil es durch einige Medikamente (Statine) vermindert wird *3), versucht man CoQ10 zu supplementieren. Die CoQ10-Supplemente sind ein Milliarden-Markt. Wie effektiv ist diese Supplemente überhaupt? Ich habe CoQ10 als Ubichinon, als Ubichinol und MitoQ untersucht (MitoQ ist eine Handelsmarke mit einem chemisch veränderten CoQ10, das offenbar deutlich besser in Darm und Zellen aufgenommen wird, aber sehr viel teuerer ist).

CoQ10 wirkt als sehr gutes Antioxidans (gebildet in der Leber zum Schutz der *LDL Partikel) und vor allem als Bestandteil der Atmungskette.

Atmungskette: Insbesondere wünscht man sich eine bessere Funktion der Atmungskette in den Mitochondrien. Gegen ME/CFS, mitochondriale Dysfunktion und für allgemeine Leistungssteigerung in allen Organen von Gehirn bis Muskeln. 

Tatsächlich stellen die Mitochondrien ihr CoQ10 selbst her (und zwar aus der Aminosäure Tyrosin und Geranylgeraniol). Schaut man sich die Studien an, sieht es so aus als würde das eingenommene CoQ10 die Mitochondrien gar nicht, bis fast gar nicht erreichen.*4) CoQ10 ist nämlich ein riesiges Molekül (C50), das die Zellmembranen kaum durchdringen kann. Insbesondere nicht die Mitochondrienmembranen, für die kein passendes Transportprotein vorliegt.  

Die Belege für eine Steigerung der Atmungskette durch orales CoQ10 sind also schwach bis nicht existent. Die Werbung mit dem ATP ist fragwürdig. Es gibt aber immer noch die Funktion als Antioxidans
Antioxidans: CoQ10 ist ein hervorragendes Antioxidans. Die Leber stellt es her um damit die LDL und VLDL vor Oxidation zu schützen - eine sehr wichtige Aufgabe.
Und in den Mitochondrien brennt ein Feuer, die Oxidation von Nahrung zur Wasser und CO2. Dieses Feuer erzeugt "Funken", freie Radikale, die die Zellmembranen schädigen würden. CoQ10 kann das in den Membranen der Mitochondrien verhindern. Ähnlich wie Vitamin E und Tocotrienol.
Wie sind die Unterschiede der CoQ10-Formen Ubichinon, Ubichinol und MitoQ?
Ubichinon ist das CoQ10 in oxidierter Form und dadurch kein Antioxidans. Es kann aber schnell durch andere Antioxidantien wieder zu Ubichinol reduziert werden. Und zwar schon in Dünndarm, der Leber und den Blutgefäßen. Dadurch zirkuliert im Blut fast nur Ubichinol. Da Ubichinon deutlich besser haltbar und preislich viel günstiger ist, spricht viel dafür bei Ubichinon zu bleiben (was bei Supplementen mit "CoQ10" sowiesi der Fall sein dürfte). MitoQ ist ein chemisch modifiziertes CoQ10, das an der Atmungskette nicht funktioniert aber auch in niedriger Dosierung recht teuer.
Welche Option bleibt für das optimale CoQ10?
Meine Meinung:
  • Ubichinon nehmen ist empfehlenswert um es als Antioxidans zur Verfügung zu haben. Die Rolle in den Mitochondrien bei der Atmungskette ist bei oraler Supplementierung fragwürdig. Ubichinol oder MitoQ, wenn man mehr Geld ausgeben will.
  • Die beste Möglichkeit CoQ10 in den Mitochondrien sicher zu bekommen ist, diesen die Grundstoffe zur Verfügung zu stellen.
    Nämlich GG (Geranylgeraniol) nehmen - steigert nachweislich die CoQ10-Produktion. Die anderen Faktoren sollten nur bei Mangel ein Problem sein: genug Eiweis (Tyrosin), B* Vitamine, Eisen, Magnesium. 
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*1) Auch das durch anerobe Vergärung zu Milchsäure erzeugte ATP wird durch Regeneration der Milchsäure in der Leber mithilfe von Mitochondrien-ATP wieder aufgeladen.
*2) siehe https://tocotrienol.de/?thema=GG&seite=250515-CoQ10-im-Alter 
*3) siehe https://tocotrienol.de/?thema=GG&seite=250609-Statin-Nebenwirkungen
*4) Tabelle der Studien, die tatsächlich die Mitochondrien und nicht nur das Plasma untersucht haben - alle negativ

Autor (Jahr) – Modell Design & Dosis Methode & Ergebnis Titel & PubMed-Link
Zierz et al. (1990) – Patienten mit mitochondrialer Myopathie Orales Ubidecarenon (Dosis nicht exakt angegeben) Muskelbiopsien vor/nach; kein Anstieg der Muskel‑CoQ₁₀ Exogenous coenzyme Q (CoQ) fails to increase CoQ in skeletal muscle of two patients with mitochondrial myopathies
Bresolin et al. (1990) – Patienten mit mitochondrialer Myopathie CoQ₁₀ vs. Placebo (Doppelblind), Dosis ~2 mg/kg/d, 6 Monate Muskelbiopsien: kein signifikanter Anstieg des CoQ₁₀ im Muskel Ubidecarenone in the treatment of mitochondrial myopathies: a multi-center double‑blind trial
Morén et al. (1996) – Patienten mit mitochondrialer Myopathie 1200 mg/Tag oral über 6 Monate Muskelbiopsien; kein Anstieg von CoQ₁₀, evtl. leichter Rückgang in subsarcolemmalen Mitochondrien Clinical and biochemical correlations in mitochondrial myopathies treated with CoQ₁₀
Chan et al. (1992) – Patienten mit mitochondrialer Enzephalomyopathie 150 mg/Tag oral über ca. 10 Monate Muskelbiopsie + ³¹P‑NMR: kein eindeutiger Anstieg von CoQ₁₀, aber leicht verbesserte mitochondrialen Funktion 31P NMR spectroscopy and ergometer exercise test as evidence for muscle oxidative performance improvement with coenzyme Q


*5)Einige Studien, die CoQ10 nach hoher Supplementierung auch in Mitochondrien nachgewiesen haben

Autor (Jahr) – Modell Design & Dosis Ergebnis in Mitochondrien Titel & Link
Scialò et al. (1998) – Ratte Einmalige orale Gabe von CoQ10 Signifikanter Anstieg von CoQ10 in Gehirn-Mitochondrien Coenzyme Q10 administration increases brain mitochondrial concentrations
Cooke et al. (2019) – Review (Mensch & Tier) Langfristige orale Gabe von CoQ10-β-Cyclodextrin Erhöht CoQ10-Gehalt in Muskel-Mitochondrien (v. a. bei Tieren), auch Hinweise beim Menschen Prolonged oral CoQ10–β-cyclodextrin supplementation increases plasma and skeletal muscle CoQ10 concentrations

*6) Die Firma MitoQ wirbt mit einer phanthastischen "1000 fach höheren" Bioverfügbarkeit für ihr Produkt. Dabei handelt es sich um Ubiqionol, das chemisch so modifiziert wurde, dass es elektrisch geladen leichter durch Zellmembranen kommen soll. Allerdings gibt es für den Faktor 1000 keine Beweise, auch nicht auf Nachfrage (https://www.youtube.com/watch?v=W0yph066qRs ). Es gibt für MitoQ Studien, die belegen, dass es in erheblicher Menge bis an die Mitochondrien gelangt (aber nicht, ob es auch hinein gelangt).
Für die Atmungskette spielt dies keine Rolle, da das MitoQ die Funktion des regulären CoQ10 sowieso nicht erfüllen kann (James 2005 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15788391/ ). MitoQ ist aber immer noch ein ausgezeichnetes Antioxidans, was einige der positiven Studien mit Leistungssteigerung erklärt.

Ende CoQ10 für Mitochondrien