NF kappa B - Schlüsselfaktor gegen Entzündung und Krebs?
Dieser Text ist eine Überlegung, wie die ungewöhnlichen Eigenschaften von T3/Tocotrienolen durch den Transkriptionsfaktor NF-κB (sprich: en-ef-kappa-be) erklärt werden können.
NF-κB (nuclear factor-kappaB) ist ein Transkriptionsfaktor, er dient also dazu die Aktivierung von Genen zu kontrollieren. NFkappaB spielt eine Schlüsselrolle bei
- Entzündungsreaktionen,
- Apoptose und
- Alterung.
NF-κB wird auch als redox-sensibler Transkriptionsfaktor bezeichnet, weil er durch Wasserstoffsuperoxid aktiviert und durch einige Antioxidantien blockiert wird.
Tocotrienole blockieren NF-kappaB, welches wiederum in einer Reihe von Krankheiten aktiv wird, darunter Krebs, Athritis, chronische Entzündungen, neurodegenerative Krankheiten und Herzkrankheiten ("active in a number of disease states, including cancer, arthritis, chronic inflammation, asthma, neurodegenerative diseases, and heart disease" ref).
Eine Reihe von Studien bringen die Vorteile von Tocotrienolen mit ihrem Einfluss auf NF-kappaB in Verbindung. T3 -> weniger NF-kappaB -> Gesundheitsvorteil.
Tabellarische Übersicht zu NF-kB Beeinflussung
Das NF-kB Regelsystem (in jeder Zelle jeden höheren Lebewesens)
Normalzustand "Gesund"
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→ → →
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Alarmzustand "alles-oder-nichts"
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← ← ←
Tocotrienole |
Entzündungsvorgänge
In Studien wurde nachgewiesen, dass Tocotrienole (insbesondere delta-T3,gamma-T3 und TRF) wichtige Entzündungsfaktoren blockieren. Und zwar iNOS, COX-2, TNF-alpha und IL-1beta. Alle diese Faktoren werden durch NF-kappaB gesteuert, es liegt also nahe anzunehmen, dass T3 diese Entzündungsfaktoren durch den Einfluss auf NF-kappaB senkt.
Diese Steuerung über die Schlüssel-Gene wirkt wesentlich eleganter und vollständiger als die Wirkmechanismen anderer entzündungshemmender Mittel, die nur einzelne dieser Faktoren blockieren (wie z.B. nur COX-2 durch Ibuprofen).
Der Mechanismus, wie die anti-NF-kappaB Wirkung von T3 genau funktioniert, ist noch nicht erforscht, die entzündungshemmenden Wirkungen scheinen jedoch nicht direkt (über iNOS, COX) sondern indirekt über NF-κB zu erfolgen. Wie bei allen Entzündungshemmern muss bedacht werden, dass die sinnvollen Aspekte einer Entzündung (Abwehr von Pathogenen) nicht blockiert werden dürfen. Bisher wurde dokumentiert, dass ein starker Entzündungsreiz, wie er durch eine Infektion oder eine Verletzung auftritt, die allgemeine Entzündungshemmung durch NF-kappaB-Blockierung durchaus überschreiben kann.
Antikrebs durch Apoptose
Es gibt in allen Zellen einen "Abnormalitäts-Sensor", der Veränderungen am Erbmaterial und an Proteinen erkennen kann und dann die Apoptose, die kontrollierte Selbstauflösung der Zelle auslösen kann.
Dieser Mechanismus schützt gegen Tumorentstehung durch entartete Zellen.
Es gibt aber anti-Apoptose-Faktoren (z.B. Survivin), die die Apoptose verhindern. Krebszellen produzieren solche Faktoren vermehrt, vermutlich durch NF-kappaB. NF-kappaB verhindert so den Krebsschutz durch Apoptose.
Da Tocotrienol NF-kappaB reduziert, wird so der Eigenschutz der Zelle gegen Krebs-artige Entartungen wieder ermöglicht. Dies könnte die "starke Antikrebs-Wirkung" von Tocotrienole erklären.
Gesunde Zellen bleiben davon unangetastet, die Apoptose betrifft nur Zellen, die entweder über den "Abnormalitäts-Sensor" ihre eigene Entartung erkennen, oder die von einer Killer T-Zelle von aussen über einen speziellen Todesrezeptor (DR,death receptor) dazu aufgefordert werden (sehen Sie hier eine 4-minütige Animation dazu).
Mehr dazu wie T3 durch Apoptose gegen Krebs wirken
Mehr dazu dass T3 gegen Krebs wirken
Alterung
Bei älteren Menschen tendiert NF-kappaB mehr und mehr dazu chronisch erhöht zu sein. Das führt zu einem chronischen Entzündungsstatus und zu höherer Anfälligkeit für Krebs.
Körperzellen können in eine Zustand von "Senescence" geraten, eine Art Altersstarre die ebenfalls mit NF-kappaB zusammenhängt. Einige durchaus ernstzunehmende Texte sehen dadurch in T3 eine Art Verjüngungssmöglichkeit gegen Alterungsvorgänge (für Hautzellen wurde das kürzlich bestätigt).
Ich erlaube mir dazu das Schlusswort des besprochenen Textes zu zitieren und ins Deutsche zu übersetzen (den vollständigen Text in englischer Sprache finden Sie hier (link erneuert auf Archiv) ).
"An area where T3s may effectively impact human physiology is the chronic inflammatory state that is seen in the elderly. Systemic elevation of inflammatory cytokines such as TNF-α , IL-6, and IL-1 has been implicated in the induction of age-associated frailty and correlates well with morbidity and death [32]. Since these are NF-κB target genes, it is widely hypothesized that NF-κB dysregulation accompanies human aging [33,34]. It is possible that regulated consumption of T3s may counter this form of chronic NF-κB dysregulation without seriously impacting acute NF-κB responses that are essential for immune responses and thereby improve the quality of life of the elderly." |
"Ein Bereich, in dem T3 die menschliche Physiologie effektiv beeinflussen kann ist der chronische Entzündungszustand, der bei älteren Menschen beobachtet wird. Die systemische Erhöhung entzündlicher Cytokine wie TNF-α , IL-6, and IL-1wird mit der altersabhängigen Gebrechlichkeit in Verbindung gebracht und korreliert mit Krankheit und Tod[32]. Da diese Stoffe von NF-κB reguliert sind, wird weithin hypothetisiert, das die Dysregulation NF-κB eine Begleiterscheinung des Alterns bei Menschen sei [33,34].
Es ist möglich, dass der kontrollierte Konsum von T3 gegen diese Form der chronischen der Dysregulation von NF-κB wirkt ohne die akuten Antworten von NF-κB zu beeinträchtigen die für das Imunsystem notwendig sind, und so die Lebensqualität von älteren Menschen verbessern kann." |
Andere NFkappaB Inhibitoren
Tocotrienole sind also Inhibitoren von NFkappaB, was einen grossen Teil ihrer vorteilhaften Eigenschaften erklären kann. Es gibt noch andere natürliche Inhibitoren von NFkB, das sind z.B.: Resveratrol, Allicin, Curcumin, Genistein, Quercetin, Gingko biloba, EGCG. Sie erklären die entzündungshemmenden Eigenschaften von Gelbwurz (Turmerik), Knoblauch, rote Weintrauben, Rotklee, Ginko und grünem Tee und lassen vermuten, dass diese Pflanzen wie T3 ebenfalls eine Wirkung gegen Krebs sowie Alterungsverlangsamung hervorrufen können.
Anders ausgedrückt: Die wichtigsten Gesundheitsvorteile von Kurkuma, Weintrauben, Knoblauch, Ginko und grünem Tee sind auch bei Tocotrienolen zu erwarten, und umgekehrt.
Die Vorteile von T3/Tocotrienol im Vergleich zu diesen Stoffen sind:
- T3 kann relativ leicht aus weitverbreiteten Speiseölen extrahiert werden
- T3 dringt sehr gut durch die Haut ein und kann so sehr gut topisch verwendet werden
- T3 ist ein sehr gutes Antioxidans (Faktor 40 bis 60 im Vergleich zu alpha-Tocopherol) also relativ stark wirksam (NFkB wird als "redox-sensibler Transkriptionsfaktor" bezeichnet)
- einige der pflanzlichen Alternativen haben bedenkliche Eigenschaften (z.B. Mutagenität bei Quercetin)
- Von T3 als natürlichem Vitamin sind keine schädlichen Nebenwirkungen bekannt, insbesondere in den niedrigen Konzentrationen in den sie schon wirksam werden
Synergien von T3 mit anderen Naturstoffen zur NF-kB Senkung gegen Krebs
Für einige der genannten Naturstoffe insbesondere Turmerik existieren Forschungen, die in dieselbe Richtung gehen wie bei Tocotrienolen (antikrebs und antientzündlich). Da beide NF-kB-hemmend sind, scheint das naheliegend. Allerdings sind diese Stoffe derzeit nicht leicht erhältlich (ausser in Lebensmitteln) und es existieren keine guten Studien über die Dosierung wie bei Tocotrienolen.
Wir regen aber die Mitverwendung der angesprochenen Naturstoffe, gleichzeitig mit Tocotrienolen an.
Zu Turmeric (Gelbwurz/Kurkuma, dem Hauptbestandteil des indischen Curry) existiert ebenfalls hohe Forschungsaktivität. Kurkuma ist als Lebensmittel (Gewürz) überall erhältlich. Der Wirkstoff Curcumin ist mittlerweile auch zur Anwendung i.V. und oral erhältlich.
Knoblauch ist selbstverständlich ebenfalls überall erhältlich - es stellt sich eher die Frage wie man es gut verwenden kann. Zubereitungen wie Knocilo® könnten die die geruchsfreie Versorgung mit Allicin ermöglichen.
EGCG (Epigallocatechingallat) ist der Hauptwirkstoff von grünem Tee und ist bis zu 1/3 Gewicht in den getrockneten Teeblättern enthalten.
Es gibt keine verlässlichen Informationen über Wirkkonzentrationen und Bioverfügbarkeit. Diese Stoffe sind aber vielversprechend und können leicht über das Essen hinzugefügt werden.